Informationen zu „Im Offenen Dialog“, einer Tagung des ApK im Juni 2019
Am 6. und 7. Juni 2019 fand in der denkmalgeschützten Max-Taut-Aula in Berlin-Lichtenberg die Tagung des ApK „Im Offenen Dialog“ statt. Mit zwischen 170 und 200 Besuchern war sie bei bestem Wetter gut besucht. Interessierte wollten sich über den Behandlungsansatzes des Offenen Dialogs informieren, in den Siebzigerjahren in Finnland entwickelt:
„Stellen Sie sich vor, das erste therapeutische Treffen mit Menschen in einer Psychose oder einer anderen schweren Krise findet gemeinsam mit der Familie und bei Bereitschaft auch anderen wichtigen Bezugspersonen innerhalb von 24 Stunden statt und dauert so lange, wie es nötig erscheint. Alle wichtigen Fachkräfte aus der medizinischen Grundversorgung, Psychiatrie und Sozialdiensten, die mit der Familie in Kontakt waren, werden ebenfalls zu demselben Treffen eingeladen. Es geht um einen offenen Austausch von Erfahrungen, Einschätzungen und Vorschlägen aller für das weitere Vorgehen.
Solche Sitzungen werden – möglicherweise mit wechselnden Teilnehmern des sozialen und professionellen Netzwerkes – je nach Bedarf des Klienten und der Familie fortgesetzt. Das psychiatrische Akut-Team arbeitet mit diesem Netzwerk kontinuierlich weiter. Alle Diskussionen und Entscheidungen über die Behandlung finden gemeinsam mit der Familie, weiteren wichtigen Bezugspersonen und dem Patienten statt.“ (Aderhold/Greve 2009)
Gerahmt wurden Informationen zu dem Behandlungsansatz sowohl in Bezug auf die Bedingungen des aktuellen Versorgungssystems als auch durch Erfahrungsberichte von Angehörigen, Betroffenen und professionellen Nutzerinnen und Nutzer des Offenen Dialogs. Und natürlich gab es Raum für Dialog: Hier konnten Befürchtungen, Kritik und Hoffnungen im Zusammenhang mit diesem leider für die meisten Kliniken noch sehr neuen Behandlungsansatz angesprochen und diskutiert werden.
Genau hier war der Ausgangs- und Ansatzpunkt der Tagung: Der ApK Berlin fordert die Etablierung niedrigschwelliger aufsuchender Angebote und die Durchführung des Offenen Dialogs als Standardbehandlungsansatz im ambulanten und stationären Bereich. Eine dazugehörige Resolution ist im Entwurf, eine Unterschriftensammlung folgt.
Wegen der großen Nachfrage finden Sie im Folgenden eine Liste der Referentinnen und Referenten und gegebenenfalls die jeweils dazugehörige PowerPoint-Präsentation. Viel Spaß beim (Nach-)Lesen!
Referentinnen und Referenten und deren Vorträge
Donnerstag, 6.6.2019
10.10 Uhr
Grußwort und Perspektiven der psychiatrischen Versorgung in Berlin
Dr. Thomas Götz
Landesbeauftragter für Psychiatrie Berlin
10.30 Uhr
Wir müssen reden!
Gudrun Weißenborn
Dipl.-Rehapäd., ApK Landesverband Berlin e.V., Projektleitung
11.30 Uhr
Wie die Psychose mich und meine soziale Umwelt veränderte
Dr. phil. Susanne Ackers
Medienkunstwissenschaftlerin, Peer-Begleiterin, Vorsitzende "exPEERienced - erfahren mit seelischen Krisen" e.V.
12.00 Uhr
Daten für Taten - Ausgewählte epidemiologische Ergebnisse für die Planung von Prävention und Versorgung
Dr. phil. Ulfert Hapke, Dipl.-Psych, Dipl.-Soz-Päd.
Robert Koch Institut, Abt. II, Fachgebiet-26 Psychische Gesundheit
14.00 Uhr
Was sagen die Praxisleitlinien in Psychiatrie und Psychotherapie zum Thema Sozialraum und Angehörige
Dr. Dr. Stefan Weinmann
Psychiater, Psychotherapeut, aktuell Vivantes Klinikum Am Urban
14.30 Uhr
Arbeit in sozialen Netzwerken im Rahmen des Bundesteilhabegesetzes
Uwe Brohl-Zubert
Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband Berlin e.V.Referent Psychiatrie und quere Lebensweisen
15.30 Uhr
Voll dabei und trotzdem außen vor
Zwei angehende Peer-Beraterinnen teilen den Blick des Kindes
16.00 Uhr
Im Dialog - Voraussetzungen für das Führen eines Dialogs
Eva Will
HpPsych., ApK Landesverband Berlin e.V., Mitglied
Freitag, 7.6.2019
10.10 Uhr
„Offener Dialog“, Geschichte, Prinzipien und Schlüsselelemente
Dr. Volkmar Aderhold
Institut für Sozialpsychiatrie, Universität Greifswald, Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen zum "Offenen Dialog"
11.30 Uhr
Diskussion unter Leitung von Dr. Volkmar Aderhold
13.30 Uhr
Erste Umsetzungserfahrungen mit dem „Offenen Dialog“ aus dem Blickwinkel einer Angehörigen und einer Sozialpädagogin
Interlaken, Schweiz
Sirkka Mullis
Angehörige eines psychisch Erkrankten mit Umsetzungserfahrungen des „Offenen Dialogs“
Regula Schweizer
Sozialpädagogin mit Umsetzungserfahrungen des „Offenen Dialogs“
14.30 Uhr
Macht und Ohnmacht in der Krisenbegleitung - Reflektionen aus der Perspektive einer Erfahrenen
Jenny Ziegenhagen
Genesungsbegleiterin, Peer-Forscherin, Vorstand Recovery College Berlin e.V.
15.20 Uhr
Offener Dialog als Krisenbegleitung - erste Erfahrungen aus Leipzig
Irene Nenoff-Herchenbach
Vorstand Offener Dialog e.V., Leipzig
16.00 Uhr
Resolution
Gudrun Weißenborn
Dipl.-Rehapäd., ApK Landesverband Berlin e.V., Projektleitung
Wissenschaftliche Leitung
Dr. med. Luciana Degano-Kieser
Ärztin für Psychiatrie und PsychotherapieMaster of Public Health, Mitglied Systemische Gesellschaft (SG)
Dr. med. Volkmar Aderhold
Arzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin, Lehrender für Systemische Therapie und Beratung (DGSF)
Moderation
Luciana Degano Kieser